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NUR 2010, 1
Homann 

Zukunft der Netze – Netze der Zukunft

von Jochen Homann*

Wettbewerb in der Elektrizitätswirtschaft erfordert netzseitig neben der Gewährleistung von Netzanschluss, -zugang und einer wirksamen Entflechtung u. a. zunächst, dass eine leistungsfähige Netzinfrastruktur bereitsteht. Bei den Netzen liegen auch die Kernfragen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Nur mit deren intelligenter Netzintegration können wir die Klimaschutzziele erreichen.

Wir stehen bei den Stromnetzen vor großen Herausforderungen: Im Meer gelegene (Offshore-) Windparks, große an Land gelegene (Onshore-) Windparks, aber auch neue konventionelle Kraftwerke entstehen oft fernab der Verbrauchszentren. Flächendeckend nimmt die dezentrale Stromerzeugung zu. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien wird die Stromerzeugung volatiler und weniger planbar. Darüber hinaus wächst der grenzüberschreitende Stromhandel.

Der Strom muss jedoch gleichmäßig, zuverlässig und effizient dorthin gelangen, wo er verbraucht wird. Hierzu bedarf es moderner und leistungsfähiger Stromnetze. Mit der Anreizregulierung, dem Energieleitungsausbaugesetz und dem nun umzusetzenden dritten EU-Elektrizitätsbinnenmarktpaket stehen die Rahmenbedingungen.

Alle Akteure sind nun gefordert, heute die Netze der Zukunft zu gestalten. Die Aufgaben lauten insbesondere:

  • Neue Technologien müssen in den Netzen zur Anwendung kommen. Bei der Anbindung der „Offshore“-Windparks kommt die Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ) bereits zum Einsatz. Darüber hinaus kommt sie für den Transport großer Strommengen über längere Entfernungen im Übertragungsnetz in Betracht. Eine Zukunftstechnologie ist auch die Supraleitung.

  • Bei den Erneuerbaren Energien müssen die volatile Erzeugung und die Nachfrage intelligent ausbalanciert werden – Stichwort „intelligente Stromnetze“ bzw. „Smart Grids“. Im Rahmen der E-energy-Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie laufen bereits Pilotvorhaben. Während letztes Jahr in den Vereinigten Staaten von Amerika Pilotvorhaben unter großem medialen Aufwand angekündigt wurden, hat in Deutschland die Zukunft schon begonnen.

  • Bei der Netzanbindung und -integration der Offshore-Windenergie muss die internationale Zusammenarbeit gestärkt werden. Vor allem müssen die Lösungen realistisch und bezahlbar bleiben. Zu diesem Zwecke wurde auf Betreiben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie eine Zusammenarbeit der Nordseeanrainer im Rahmen der Nordsee-Offshore-Initiative ins Leben gerufen.

  • Neue Hoch- und Höchstspannungsleitungen stoßen bei den betroffenen Anwohnern zunehmend auf Skepsis und Ablehnung. Daher muss die Akzeptanz solcher Vorhaben verbessert werden. Dies beginnt mit einer verbesserten Information der Betroffenen und einer Konfliktminderung bereits im Vorfeld. Ferner sind konsensuale Lösungen anzustreben.

Die Beispiele zeigen: Ausbau und Modernisierung der Netze sind ein Kernthema der Energie- und Klimapolitik.

Abbildung 1

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Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

 
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